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13.08.2025 | Viechtach

Leder aus Viechtach geht in die ganze Welt

MdL Stefan Ebner und Bürgermeister Franz Wittmann zu Besuch bei Lederfabrik Kilger

Im Rahmen seiner Firmenbesuche hatte der Abgeordnete des Bayerischen Landtages Stefan Ebner kürzlich ein Heimspiel. Zusammen mit Bürgermeister Franz Wittmann besuchte er die Lederfabrik Kilger an seinem Standort in Oberschlatzendorf. Empfangen wurden Ebner und Wittmann von Vater und Sohn Anton und Michael Kilger. Wie Kilger sen. erläuterte, handelt es sich bei der Lederfabrik um ein traditionsreiches Familienunternehmen, das sei 1856 mittlerweile in der sechsten Generation Leder herstellt.



Michael Kilger (v.r.) erläuterte seinen Besuchern, MdL Stefan Ebner und Bürgermeister Franz Wittmann, dass Leder für Schuhsohlen hauptsächlich aus den Häuten der Simmentaler Fleckviehrasse hergestellt wird.
„Tradition, Handwerk und Nachhaltigkeit – die Lederfabrik Kilger zeigt eindrucksvoll, wie man mit Verantwortung und Innovation im ländlichen Raum weltweit Maßstäbe setzen kann,“ betonte MdL Stefan Ebner und fügte hinzu: „Mir ist es wichtig, einen engen Austausch mit den Menschen vor Ort zu pflegen, die Verantwortung übernehmen, Arbeitsplätze schaffen und unsere Region mit ihrem Handwerk stärken – genau das leistet die Lederfabrik Kilger.“

Anton Kilger ging kurz auf die Geschichte der Lederfabrik ein. Bereits im Alter von erst 15 Jahren starb sein Vater. So musste er bereits in jungen Jahren Verantwortung übernehmen. Neben einer Ausbildung zum Industriekaufmann, absolvierte der junge Anton zusätzlich eine Gerberlehre. Während in den 60iger und 70iger Jahren die Firma hauptsächlich Fertigprodukte, wie Ledersohlen zur Schuhreparatur herstellten, konzentriert sich die Lederfabrik Kilger inzwischen auf die Herstellung von hochwertigem Leder, das sich wegen eines schonenden Gerbvorganges mit besonders hochwertiger Festigkeit, Dichte und Langlebigkeit auszeichnet. Diese Leder eignen sich besonders für die Fertigung von Sohlen- oder Sattelleder, sowie für Gürtel oder weitere Lederaccessoires. 

Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Nachhaltigkeit gelegt, wie die beiden Betriebsinhaber nicht ganz ohne Stolz berichten. In der Gerberei wird energieautark gearbeitet, man setzt auf kurze Lieferwege und verzichtet auf synthetische Chemikalien.

Michael Kilger, der zunächst Betriebswirtschaft und Marketing studiert hat und sich autodidaktisch im Bereich der Lederfertigung weitergebildet hat, ist wie er selbst von sich berichtete in die Branche seines Vaters „reingerutscht“. Der junge Kilger gründete ein eigenständiges Unternehmen, das unter dem Namen „MK-Ledermanufaktur“ firmiert. In diesem Betriebszweig entstehen exklusive Lederwaren wie Gürtel, Taschen, sowie verschiedene Accessoires und Sonderanfertigungen. Alle Artikel werden aus dem hauseigenen, vegetabil gegerbten Leder gefertigt.

Wie Anton Kilger berichtete, sei die Branche insgesamt sensibler geworden. Die Häute werden regional und nach Möglichkeit aus Biohaltung angekauft. Das Wissen aus welchem Schlachthof die Tiere kommen und ob bei ihrer Aufzucht auf das Tierwohl geachtet wurde, seien für den Ankauf von Tierhäuten ebenfalls wichtige Kriterien. „Solange Tiere geschlachtet würden, ist es doch auch richtig, wenn die Häute sinnvoll verwendet werden“, gibt Anton Kilger seine Haltung zu manch unsachgemäßen Kritiken preis.

Geliefert werden die Häute von einer Lohngerberei bei Rehau, die die Produkte enthaart und vorgegerbt anliefern. Dies wirkt sich vorteilhaft für die Lederfabrik aus, weil kein kontaminiertes Abwasser anfällt, so dass die Abwässer ohne Vorbehandlung zur Kläranlage weitergeleitet werden können.

Insgesamt 20 Mitarbeitende sind in der Lederfabrik Kilger beschäftigt, unter ihnen ein Ledertechniker mit abgeschlossenem Studium, sowie ein Gerber.

Wie Anton und Michael Kilger ihren Gästen berichten, agiert Lederfabrik Kilger weltweit. Die Übernahme der Marke Johann Rendenbach – dass „JR“ steht für hochwertige Markenschuhsohlen – hat ebenfalls zum weltweiten Handel mit dazu beigetragen. 

Nach einem Rundgang durch die einzelnen Firmenbereiche wie Gerberei, Hochlager, oder die MK-Manufaktur, nutzten Anton und Michael Kilger die Gelegenheit, den politischen Gästen noch einige Anregungen mitzugeben.

Kritik äußerten sie dabei über das noch nicht in Kraft getretene Entwaldungsgesetz, das auch die Hautlieferanten treffen könnte, wenn sie nachweisen müssen, dass wegen der Kuhhaltung kein Baum gefällt werden muss. Außerdem berichtete Anton Kilger davon, dass Leder nicht gekennzeichnet werden könne, was den Nachweis der Nachverfolgbarkeit erschwere. Eine ausufernde Bürokratie, steigende Energiepreise, sowie eine unsichere Zollpolitik Amerikas nebst Dollarabwertung würden Betriebe wie die Lederfabrik Kilger vor immer größere Herausforderungen stellen, beklagten die beiden Betriebsinhaber. Ergänzend fügte Michael Kilger hinzu, dass immer mehr chinesische Lederprodukte auf den Markt kämen, die wegen Subventionierung durch die chinesische Regierung verbilligt angeboten werden.

Beeindruckt davon, was heimische Firmen leisten können und wie sie weltweit agieren, versprach MdL Ebner beim Abschied, dass er die Anregungen von Vater und Sohn Kilger mit in die politischen Debatten aufnehmen werde.